Test to Test
By: karl • Essay • 1,413 Words • May 18, 2010 • 1,100 Views
Test to Test
enn es Nacht wird in Leipzig
120 Flugbewegungen zwischen 23 und 5 Uhr, bis zu 60.000 Päckchen gilt es zu sortieren: Auf dem Frachtdrehkreuz von DHL in Leipzig/Halle muss jeder Handgriff sitzen, denn Zeit ist knapp. Tausende Arbeitsplätze sind hier neu entstanden.
Von Christian Geinitz
2200 Mitarbeiter: DHL ist einer der größten Arbeitgeber in der Region
02. September 2008
Um neun Uhr wünscht man sich hier einen guten Morgen - um neun Uhr abends. Dann erst beginnt der Arbeitstag am DHL-Umschlagplatz bei Leipzig so richtig, am modernsten Luftfrachtdrehkreuz Europas und wichtigsten Logistikstandort in Ostdeutschland. Mit der Ansiedlung des weltgrößten Expresszustellers ist es wortwörtlich Tag geworden am Flughafen Leipzig/Halle. Der Tower des unausgelasteten Passagierflughafens ist zum Leuchtturm einer Boombranche mutiert, Scharen von Langzeitarbeitslosen haben neue Stellen gefunden, Akademiker sind aus den alten Ländern in ihre Heimat zurückgekehrt, eine gebeutelte Region schöpft wieder Hoffnung. Mit 2200 Mitarbeitern ist DHL jetzt schon einer der größten Arbeitgeber in dem Landstrich. In vier Jahren will das Unternehmen 10.000 Personen zu einer Arbeit verhelfen, davon 3500 direkt Beschäftigten.
Es ist kurz vor 21 Uhr. Innerhalb kürzester Zeit strömen Hunderte Beschäftigte an dem dottergelben DHL-Trabi vor dem Haupteingang vorbei, durchqueren die Sicherheitsschleuse aus Metalldetektoren und Gepäckdurchleuchtung, um sich dann auf dem Vorfeld, im Hangar oder in dem gigantischen Verteilzentrum zu zerstreuen. Tagsüber sind hier nur 60 Personen im Einsatz, nachts fast zwanzigmal so viele. Innerhalb weniger Stunden müssen sie 120 Flugbewegungen mit 1500 Tonnen Fracht abwickeln. 60 Landungen zwischen 23 und 2 Uhr, danach ebenso viele Starts bis etwa 5 Uhr früh. In einer klaren Sommernacht sind die Lichtpunkte der anfliegenden Flugzeuge, aufgereiht wie auf einer Perlenkette, besonders gut zu erkennen. Rechnerisch setzt alle drei Minuten eine Maschine am Boden auf - ein Betrieb wie tagsüber in Frankfurt, aber das mitten in der Nacht und mitten in der Provinz auf der Landesgrenze zwischen Sachsen und Sachsen-Anhalt.
Nur 20 bis 40 Minuten, um einen Flieger zu entladen
"Wir haben nur 20 bis 40 Minuten, um einen Flieger zu entladen", sagt der Technische Leiter der DHL Hub Leipzig GmbH, Stefan Breidung. "Da kann man nichts dem Zufall überlassen." Breidung, ein sportlicher Achtunddreißigjähriger, ist bei DHL Leipzig ein Mann der ersten Stunde. Geboren nahe Zwickau, studierte er Wirtschaftsinformatik und fand, wie viele seiner Generation und Ausbildungsstufe, qualifizierte Arbeit zunächst nur im Westen. In Frankfurt war er in der Steuerungstechnik der Deutschen Bahn beschäftigt. Nach fünf Jahren zog es ihn nach Sachsen zurück, wo er sich als selbständiger IT-Berater versuchte. Gleich im ersten DHL-Jahr in Leipzig, 2005, kam er zu dem gelb-roten Tochterunternehmen der Deutschen Post und baute hier die Prozessleittechnik auf. Sein Einsatz hat sich ausgezahlt: Im Januar 2008 stieg er zum Technikchef auf.
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Etwa ein Fünftel der Mitarbeiter sind wie Breidung Akademiker. Darunter finden sich vor allem Betriebswirte, Ingenieure und Computerspezialisten. Obwohl DHL Leipzig einer der wichtigsten Luftfahrtlogistiker Deutschlands ist, beschäftigt man bisher noch keine eigenen Piloten. Die sind noch in Brüssel angestellt, von wo aus DHL sein europäisches Luftkreuz nach Leipzig/Halle verlegt hat, um die Nachtflugerlaubnis zu nutzen und die Wachstumsmärkte in Osteuropa zu bedienen. Noch in diesem Jahr will man aber auch die Crews nach Leipzig verlegen. Eigene Flugzeugmechaniker beschäftigt man schon, auch wenn sie sich schwer rekrutieren ließen. Bei der Anwerbung half, dass viele der Spezialisten in Toulouse, München oder Hamburg aus den neuen Ländern stammten und gern in die Heimat zurückwollten. Als rar erwiesen sich zudem Speditionskaufleute mit Zollerfahrungen, die für die transatlantischen Sendungen unentbehrlich sind. Da in Europa die meisten Grenzen offenstehen, fehlt es der Privatwirtschaft an diesem Knowhow.
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